Schutz für Kinder und Jugendliche

Altersprüfung als Basis für sicheres Surfen – KJM sucht Gespräch mit Anbieter*innen

11/2024 13.11.2024

„KJM im Dialog“ mit Gästen aus Wirtschaft, Politik und Aufsicht

Wie kann Altersprüfung im Netz zuverlässiger gelingen, wo liegen die Herausforderungen und wie sehen Lösungen aus? Um gemeinsam mit Anbieter*innen und Plattformen zu diskutieren, welche Ansätze Nachbarländer verfolgen und welche Optionen auf dem Tisch liegen, hat die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) in Kooperation mit der Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und bei der Europäischen Union zur „KJM im Dialog“ eingeladen. Im Fokus standen zudem die Erkenntnisse des Gutachtens „Kennzeichnung von bearbeiteten (Influencer-) Fotos“.

Staatssekretärin Heike Raab betont: „Wir können unsere Kinder und Jugendlichen im digitalen Raum nur schützen, wenn wir den Jugendmedienschutz immer weiterentwickeln. Denn immer neue perfide Gefahren fordern uns heraus. Deshalb wollen wir den Schutz von Kindern und Jugendlichen bei der Nutzung elektronischer Medien mit dem neuen Jugendmedienschutzstaatsvertrag umfassender und kohärenter machen. Der neue Ansatz setzt auf eine Voreinstellung der digitalen Endgeräte, die die Kinder und Jugendlichen nutzen. Zudem wollen wir mit Regelungen zu sogenannten ,Mirror Domains' und dem ,Follow the Money'-Ansatz die Rechtsdurchsetzung auch gegen solche Anbieter stärken, die ihren Sitz im Ausland haben."

Dr. Marc Jan Eumann, Vorsitzender der KJM, wird deutlich: 
„Der neue JMStV ist ein wichtiger Schritt, um den Kinder- und Jugendmedienschutz weiter voranzubringen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich Plattformanbieter*innen nun entspannt zurücklehnen können. Wer im Auto auf den Anschnallgurt verzichtet, weil er den Sicherheitsabstand für ausreichend hält, handelt genauso fahrlässig wie Anbieter*innen, der auf freiwillige Altersangaben setzt: Beides geht nicht unfallfrei. Die KJM hat bereits viele Systeme positiv bewertet, darunter auch Systeme, die bei der Schätzung des Alters mittels Echtzeit-Gesichtserfassung ansetzen ganz ohne Ausweispapiere. Es liegt in der Verantwortung der Plattformen, dafür zu sorgen, dass Kinder und Jugendliche unfallfrei durch den medialen Alltag kommen. Wir sehen, dass einige bereits nachgebessert haben – aber solange sie keine verlässliche Alterskontrolle einführen, laufen Maßnahmen größtenteils ins Leere.“

Dass die Herausforderungen im Netz vielfältig sind, zeigt auch das Gutachten des Hans-Bredow-Instituts (HBI) im Auftrag der KJM zur Kennzeichnung von bearbeiteten (Influencer-) Fotos. Dieses kommt zu einem klaren Schluss: Retusche ist allgegenwärtig und passiert bei modernen Geräten schon automatisch beim Einsatz der Handykamera. Die Wirksamkeit eines gesetzlichen Ansatzes ist jedoch unklar. Eine Möglichkeit sei, dass Plattformanbieter*innen ihre Empfehlungslogik mit dem Ziel der Darstellung vielfältigerer Körperbilder anpassen.

Dr. Stephan Dreyer, Senior Researcher für Medienrecht und Media Governance, fasst zusammen: „Kennzeichnungspflichten sind rechtlich komplex. Mit dem Ziel, dass Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper nicht weiter verstärkt wird, sollten unbedingt auch alternative Ansätze diskutiert werden, insbesondere Möglichkeiten zur Verbesserung der altersangemessenen Gestaltung von Social-Media-Plattformen.“

Wie können Kinder und Jugendliche besser vor problematischen Inhalten im Netz geschützt werden? Dazu diskutierten Heike Raab, Staatssekretärin und Bevollmächtigte des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und für Europa und Medien, Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, Julie Dawson, Chief Policy & Regulatory Officer, Yoti und Marie von Stauffenberg, Manager Public Policy, Meta.

Auch das Publikum durfte sich via Umfragetool Slido einbringen: Insgesamt sahen 74 Prozent fehlende Altersprüfung - neben anderen Problematiken - als hauptverantwortlich für die Konfrontation Minderjähriger mit problematischen Inhalten im Netz an. 63 Prozent befürworteten, dass Plattformanbieter*innen gesetzlich dazu verpflichtet werden sollten, eine verlässliche Altersverifizierung einzuführen. 25 Prozent sahen die Verantwortung vor allem bei den Plattformanbieter*innen.

Die über 100 Gäste aus Aufsicht, Wissenschaft und Politik konnten ihre Learnings und Ideen zusätzlich im anschließenden Sketchnotes-Workshop einbringen. 

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